Montag, 30. Januar 2012

Der Ziegenfisch



Das Sternbild des Steinbocks war in Mesopotamien war der Ziegenfisch: vorne Ziege hinten Fisch. So wie auf dieser Kachel in Renaissance-Art dargestellt und von Putten im Gefolge des Dionysos respektlos am Ziegenbart mitgezogen. Die kleinen Kerlchensind auch nicht recht froh. Der Keramiker, der sie bemalte, hatte sich um kein Lächeln bemüht, sondern ist ihnen mit einem geraden Strich über Mund und Augenbrauen gefahren, was sie missmutig aussehen lässt.
Zurück zum Ziegenfisch. Er vereint Erde und Wasser, Materie und Gefühl, in seiner Gestalt. Der Psychologe Carl Gustav Jung sagte: „Die Sonne steigt wie eine Ziege auf den höchsten Berg und ist in der Tiefe des Meeres wie ein Fisch.“
Der Ziegenfisch rettete sich auf die Berge, wenn der Euphrat heftig Wasser führte, über die Ufer trat, die Wurzeln der Bäume unterspülte, sodass sie sich neigten und von den Fluten mitgerissen wurden. – An der Isar kann man’s erleben: die schauerliche Gewalt. Hochwasser.
Und die Fische, wie ist es für die? Halten sie sich aus der Strömung raus? Wie denn? Verstecken sie sich in Gumpen oder still hinter Steinen? Sonst würden sie doch mitgerissen werden, zwischen Baumstämme gequetscht, ins Wurzelgeflecht gefetzt, gespießt von 
Zweigen und Ästen.
Er muss raus, so spürt das ein Fisch, er muss raus aus dem Wasser, es würde ihn umbringen. Wenn er sich nicht seinem eigenen Element entzieht und sich wandelt, geht er drauf. So ein kluger Fisch! Er strengt sich an, nimmt alle Kraft, allen Mut zusammen, springt ans Ufer und sprengt seine alte Gestalt. Plötzlich hört er Hufe klacken, spürt Gelenke, schöne, feste Gelenke, verliert die Schuppenhaut, fühlt Fell wachen, behaart sich, ein raues, kurzes Ziegenfell. Määh, Triumph!

Was für eine Freude, eine Stimme zu haben. Welche Lust zu springen, hochzuschnellen auf die Felsvorsprünge. Und jetzt? Hört er die anderen mähen, klacken, springen? Ja, einigen aus dem Fischschwarm ist die Metamorphose ebenfalls gelungen. Jetzt sind sie eine Herde mit Hufen, Hörndln und großen Ohren.
Gibt’s was zum Fressen, sagt! Klar, und Kleine haben wir auch. Wir nehmen sie in die Mitte, senken die Köpfe nach außen und zeigen den großen Bergkatzen, die auf unsere Kitze scharf sind, die Hörner: Da, da könnt ihr reinrennen, da knallt ihr drauf und werdet den Steilhang runterstürzen. Schon kollern Steine. Dann steigen wir stetig höher, atmen tief, wedeln mit den Ohren, den Schwänzen und 
spüren unsere Kraft.

Das obige Bild stammt von einem Renaissance-Kachelofen, der in der Keramikausstellung der Landshuter Residenz gezeigt wird. Am kommenden Sonntag lese ich und andere vom VS Ostbayern diesen Text vor. Es gibt Musik dazu. Wer kommen kann, ist herzlich eingeladen. 
Die Geschichte ist noch nicht fertig, Fortsetzung folgt! 

Dienstag, 17. Januar 2012

In meinem Sternen-Circus


Saturna ist die strenge Kassenfrau, sie kontrolliert und organisiert alles. Saturna ist voll der Realität verpflichtet und deren Notwendigkeiten. Sie verwaltet die Besenkammer und das Putzzeug. Sie versteht wenig Spaß, aber manchmal lächelt sie doch.

Pluto im Löwen spielt ihn: "Let me roar!" Er ist aber nicht ungefährlich, weil er auch ein jähzorniger Messerwerfer ist, ein Kraftmensch, ein Tyrann.

Mein Mars in den Fischen spielt den Seelöwen im Wasserbassin mitten in der Manege. Er hat ein sanftes Gemüt. Wenn er aber von den Ideen Neptuna, die über ihm in Waage wie auf einem Trapez steht, und die rund um ihn wie bunte Glasfliegen schwirren, gezwickt oder gestupst wird, reißt’s ihn. Dann klatscht er hart aufs Wasser, dass es nur so spritzt und die Leute gespannt sind, was jetzt passiert. Meistens nicht viel. Er möchte schon was auf die Beine stellen, aber er dümpelt lieber im lauen Wasser.

Meine Venus im Widder, ja die ist eine Pracht. Sie reitet stehend auf einem großen feurigen Pferd, sie ist eine wahre Wonne, eine Amazone. Hinter ihr auf dem Pferd steht in Konjunktion Merkur, der sie hochhebt auf seine Schultern mitten im Galopp. Zusammen ziehen sie auch die Trapeznummer durch, schwingen in der Kuppel, lachen und reden. Merkur fallen Zettelchen mit Gedichten aus dem Mund.

 Dazu hab ich leider im Moment kein Bild gefunden. Lasst euren Kopf-Circus mitspielne!


Mittwoch, 11. Januar 2012

Eine Nixe aus Haiti



Auf arte, das ich per Computer anschauen kann – ich lebe ohne Fernseher – gab’s eine Sendung über Blechschmiede in Haiti, die Kunst machen.
Von dieser Arbeit bin ich fasziniert. Es scheint eine Nixe zu sein, deren Haare wie Meereswellen wallen. Ihr Ohrgehänge ist golden. Ein Fisch zupft an ihrer Brust.
Auf einem großen, von ihr abgetrennten Fisch, spielt ein geflügelter Nixenengel Trompete. Wo noch war Platz auf der rechteckigen Blechplatte, hat der Schmied Fische angebracht.
Wie gefällt euch das Teil?