Mittwoch, 16. November 2011

Kellerkönig und Kellerkönigin




Wie ist es nur dazu gekommen, dass König und Königin im Keller gelandet sind? Tja, sie wurden exiliert, vertrieben aus ihrem angestammten Reich, dem Kühlschrank. Dort, wo es hell und licht und sauber ist. Wo die Butter in der Dose liegt, die Wurst versiegelt und der Käse luftdicht abgeschlossen ist.
Hier unten dagegen: duster, dreckig, unhygienisch. Oben kann ja jeder herrschen. Aber unten, wo’s munkelt im Dunklen. Wo sich Schatten in den Ecken ducken, Röhren zischen, Leitungen klopfen, wo der Hahn tropft, das Gurkenwasser gluckst und Schimmel blüht auf feuchten Ziegeln.
Ach, herrje, stöhnt der König, wo sind wir nur hingeraten?
Wollt ihr’s wirklich wissen?, fragt eine Riesenassel, die wie ein schwarzgeräucherter Schinken von der Decke hängt. Ihr seid dort, wo das gehobelte Kraut mit bloßen Füßen ins Fass getreten wurde, bestreut mit Wacholderbeeren und Salz. Ihr seid in der Zeit gelandet, als die Eier in Kalk gelegt wurden und Kartoffeln einen Winter lang in der Steige lagen.
Die Königin schaut sich um. Sie blickt über Apfelmus, eingeweckt in langen Gläserreihen, über Zwetschgen-, Birnen- und Hollerkompott.
Der König entdeckt Bierkästen und Weinflaschen. Zaghaft lächelnd hebt er sein Szepter und nimmt die Herrschaft übers Eingemachte an, das die Menschen einen Winter lang nähren wird.
Lang lebe der Kellerkönig und seine Königin! ruft die Riesenassel. Juhu!

2 Kommentare:

  1. Toll, einfach toll.
    Diese Kastl-Geschichte gefällt mir besonders gut und ich kann nicht einmal genau sagen, warum.

    Liebe Grüße,
    Shushan

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  2. sich nicht zu fein sein
    da zu leben wo du hingestellt wirst
    nicht hadern und jammern
    und ab und zu den finger ins kompott stecken
    giggle
    so schön :)))
    lg birgit

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