Donnerstag, 29. September 2011

Fanny Fuchs, Hansi Angsthase und der Eichelhäher


Das ist das erste Betthupferl aus einer 7-teiligen Serie, die ich in meiner Mundart, dem oberbayrisch-münchenerischem Dialekt geschrieben habe. Und zwar für den Bayerischen Rundfunk. Es wird am Sonntag, den 23. Oktober um 19.55 Uhr auf B1 gesendet.
Mundart lesen ist nicht ganz einfach, trotzdem wünsch ich viel Vergnügen dabei!

Tagsüber geht d’Fanny in an Waldkindergarten. Da dean d’Kinder mit allm spuiln was im Wald gibt. Sie baun aus Steckerl und Moos kloane Häusl für d’Käfer. Am Bacherl drunt deans rumprietscheln, Hafen baun und Schifferl schwimma lassen. Oder sie basteln Umleitungen für d’Ameisen, damits net da-tretn wern. D’Fanny kraxelt auf ihrn Lieblingskletterbaam und hört de Vögel zua. Da siechts an Eichelhäher, der wo so schöne, schwarz-blau g’streifte Federl auf die Flügel hat. Wia der schreit – des kann sie aa: Iijääh, iihjääh!
Beim Bettgeh is d’Fanny na allweil echt müad, grad, dass’ no Zeit hat zum Ausdenken, was sie sei mag in der Nacht. D’Fanny mag nämlich a Fuchs sei, a kloaner roter Fuchs mit am weißen Schwanzspitzl. Mit ihrer Fuchsnasn kanns alls riachn: s’Harz von die Baam, d’Tannanadeln, d’Bladl, s’Moos drunt am Bodn und d’Blaubeerl und Schwammerl, wann ses gibt. Mit ihre scharfen Fuchsohrn hörts an Wind am Waldrand wahn, hört wia d’Käfer in ihre neuen Häusl schnarchen und d’Ameisen schimpfen, weils die Umleitungen wieder weg-ramma müassn. Auf oamoi hörts den Eichelhäher schrein, so schiach scho! Es is genau der gleiche wia heut früah.
„Was hast’n?“, fragt d’Fanny Fuchs.
„I kannt mi dauernd aufregn“, schimpft der Eichelhäher, „wia du mi in deim Waldkindergarten nachmachst, so schlecht scho: Iijääh, iihjääh!“
„Du kannst as aa net besser“, sagt d’Fanny zum Eichelhäher. „He, sei amoi staad! I hör was.“ Net weit weg bibbert was am Bodn, raschelt und zittert. D’Fanny Fuchs schleicht si o, ganz langsam, na springts – und landt inara Gruabn auf was Weichem, des wo „Aua, Hilfe, dua ma nix!“ schreit. Es is der Hansi, a rechter Angsthas, der Fanny Fuchs ihr bester Freund. „Was hockstn da in dera Gruabn?“, fragt d’Fanny. Sitzt’st und schläfst? Bist leicht krank?“
„I bin net krank und i schlaf aa net“, sagt da Hansi würdevoll. „I bin ganz normal.“
„Iijääh, iihjääh!“, plärrt der Eichelhäher: „Schau, Fanny, sei Schwanzl bibbert ja vor Angst. Des is doch net normal.“
Gschwind hockst si der Hansi auf sei Schwanzl nauf. A so a kloaner Has hat halt Angst. Angst, dass eahm die andern Hasen haun, Angst, dass so Killer-Karotten kemman oder Angst, dass eahm a Krokokil fressen kannt.
„Hansi, du brauchst do koa Angst mehr ham“, sagt d’Fanny, „jetzt bin ja i da.
Werst sehng, i beiß alle Hasn, die wo die haun wolln. Und Killer-Karotten gibt’s ja gar net. Gelbe Ruam san ganz liab, hat da des die Mama net beibracht ? Und Krokodui gibt’s bei uns im Wald aa net, ehrlich.“
Da Hansi nickt. „Aber wenn du net da bist, Fanny?“
„Na bin no allweil i da“, sagt der Eichelhäher. „Dene Krokodui daat i sauber was verzähln. Iijääh, iihjääh!“
„Genau“, sagt d’Fanny Fuchs. „Wenn da Eichelhäher des Krokodui siecht und na so schiach schreit, hauts glei wieder ab. Des Gschroa daat des Krokodui z’Tod daschreckn.“
„Genau“, sagt der Eichelhäher. „Es daat gschwind umdrahn und abhaun.“
Da ist der Hansi froh.
„Aber jetzt muass i wieder hoam, Hansi“, sagt d’Fanny. „Da Eichelhäher werd guat auf di aufpassn.“
„Richtig“, sagt der Eichelhäher.
„Pfiat di, Fanny“, sagt der Hansi. „Schlaf guat!“
Wia d’Fanny wieder aufwacht, iss dahoam in ihrm Bett als a Mensch und a Mäderl, und ihr Mama ruaft: „Steh auf, Fanny, s’is Zeit fürn Kindergarten.“
Zeit fürn Kindergarten im Wald.

Montag, 19. September 2011

Jupiter


ist in meinem Horoskop kein reicher, gerechter und großzügiger Herrscher in der weiten Welt, er hat sich angepasst, sich vernünftig und bescheiden im Circus Povero eingerichtet. Man braucht ihn dort als Verwalter der Requisitenkammer und des Kostümfundus. Da gibt’s viel zu tun, etwa Säume annähen, Verschwitztes lüften mit Uranos’ Hilfe, abgesprungene Pailletten wieder aufkleben und geplatzte Nähte reparieren. Jupiter (in Jungfrau) sorgt auch für die Verpflegung der Truppe, gesund und sparsam, da ist er sich mit Frau Saturna, der strengen, hageren Kassenwartin, einig. Er sammelt sogar die Rossäpfel nach der Vorstellung aus dem Manegen-Sägemehl, bringt sie in einem kleinen Kübel hinter das Zirkusgelände, einer Brache aus Kies, Unkraut, Altölflecken und Wermutstauden und harkt sie unter einem halbverhungertem Rosenstrauch. Dafür erntet er ein Lächeln von Frau Saturna. Herr Jupiter nickt würdevoll zurück. Jemand, der ins 8. Haus/Jungfrau gestellt worden ist, bleibt nur eine gewisse Würde. Aber heimlich wäre er doch so gern ALLES: Die Manege, die Beleuchtung, die Musik, das Zirkus- und sogar das Himmelszelt mit seinen blinkenden Sternen und natürlich wäre er gerne der verehrte Herr Direktor, wer denn sonst?

Direktorin des kleinen Circus Povero aber ist Anassa, die Pralle, die Sonne und Stierkönigin im 4. Haus. Juhu und Jubel, Benedicta! Rot und rund wie ein Apfel, sinnlich und genüsslich, Spenderin der Fülle und des Lebens. Haloo!

Seit einiger Zeit nähert sich nun schon Jupiter meiner Sonne, er läuft ihr nach, er kann gar nicht anders. Er sei das große Glück für sie, sagt er. Die pralle Anassa sieht in an, lacht und klopft auf den Platz neben sich: Setzen Sie sich! (Das ist auf 10 Grad im Stier.) Nehmen sie Platz, Missjöh und probieren Sie mal meinen Apfelstrudel! Jupiter weiß nicht wohin mit dem Szepter. Er muss doch den Teller halten und die Gabel dazu. Aus der Requisitenkammer hatte er sich eine alte Musikdirektorsuniform und eine Krone geholt. Und jetzt flüstert in seinem Kopf auch noch die Stimme: Vergiss nicht, du bist nicht der König, du stellst ihn nur dar mit Pomp und Theatralik, mein Lieber. Jahreskönig bist du, und wenn’s vorbei ist, landest du im Jenseits. Oh, oh, er kennt sie, diese Stimme, es ist Pallas Athene, die ihm seit jeher konjunktioniert und Kopfweh macht.

Neptuna kichert. Sie ist Dramaturgin in Circus Povero. Da draus könnten wir eine tolle Szene bauen, sagt sie, das wär doch was. Merkur und – wer spielt den Hephaistos? – Ich, ruft Uranos – hauen dir mit Hämmern auf den Kopf und dann springt die Jungfrau raus, in voller Rüstung.
Später, später, murmelt Jupiter. Lass mir Zeit. Jetzt grad bin ich das große Glück für meine Anassa, für meine runde rote Sonne.

Dienstag, 13. September 2011

Liebe Freundin!


weißt du noch, wie wir in der Schule nach den Großen Ferien immer einen Aufsatz schreiben mussten, der „Was ich alles erlebt habe“ oder so ähnlich hieß. Nun, ich war eine Woche lang in einer Schule, d.h. einer Sommmerakademie, und zwar im Bildwerk in Frauenau im Bayrischen Wald. www.bild-werk-frauenau.de
Mein Kurs nannte sich Linolschneiden und das taten wir. Zuerst zum Üben in kleine, 5x5 cm große Fleckerl aus Musterbüchern für Bodenbeläge.

Unser Lehrer Lauri aus Estland und seine Freundin Riin kümmerten sich sehr um ihre 4 Schülerinnen, wir waren zum Teil wesentlich älter als sie. Als nächste Aufgabe hatten sie sich ein Exlibris ausgedacht. Hier ist „meins“:

Dann kam die wahre Herausforderung: ein Mehrfarbendruck als „verlorener Schnitt“, bei dem nach jedem Druckgang das weggeschnitten wird, was eben nicht mehr drucken sollte. Ich zeig dir hier als Beispiel „Rotkäppchen und Großmutter im Wolf“.

Ich wollt doch schon immer wissen, wie das ist: unzerkaut und im ganzen gschluckt zu werden. Sicher recht eng. Ja, und dann wurde es Zeit zum Postkartenschreiben. Mir gefielen die vom Edeka nicht, also schnitzte ich selber eine und colorierte sie von Hand.


Claudia vom Sekretariat war davon so angetan und wollte sie fürs Bild-Werk-Frauenau haben. Hat sie gekriegt, digital.

Schau, so sieht Toms Hall bei Regen aus, davor werkeln die Holzbildhauer. Es gab noch Leute, die etwas mit Glas machten oder mit ihrer Stimme. Gut 30 Leute sangen im Chor. Sie nervten manchmal. Nachmittags wichen sie in bayrische oder tschechische Kappellen aus. Sie waren zum Schluss richtig schwungvoll.

Und so schauts in die andre Richtung aus, rechts ein Teil vom beeindruckenden Gasthaus Gistl, das für die Leute von der Sommerakademie benützt wird. Jeden zweiten Tag kocht ein Profi für etwa 50 Leute mit und ohne Fleisch.
Es kam der Tag, an dem ich nicht mehr recht wusste, was ich machen sollte. Da fand ich Artemis, die Herrin der Tiere. Sie wird in eine meiner Theaterschachteln eingebaut, vorne die Säulen, hinter denen die Tiere hervor stürzen und im Hintergrund Artemis herself.

Am letzten Tag stellten wir alle unsere Werke aus, hier siehst du meinen Arbeitsplatz.
Abends gab’s ein Festessen: Schweinsbraten mit Kraut und Knödel. Wie du weißt, genieße ich es immer sehr, mich an einen Wirtshaustisch zu setzten und mit den andern zu essen, trinken und zu ratschen.  Besonders, wenn die Ahorn-Tischplatte solche „Zeichnungen“ aufweist, die ich sofort fotografieren und auf dem iPod weiterzeichnen muss.

Das Bild ist aber noch nicht ganz fertig.
Und wie ist es dir im Urlaub ergangen? Schreib mir es doch und lass es dir derweil gut gehen. Auf bald!