Freitag, 25. Mai 2012

Da ist es, mein Büchl



Es ist eher ein Heftl geworden, Venus und ihre Schwestern, mit bairisch-tibetansich-astrologischen Kurzgeschichten
und einer kleinen Planetenkunde.

Heftig hab ich mit der Software von BoD easy print gekämpft, um meine Texte und Illustrationen einzufügen. Einige sind vorab in meinem blog:
<a href="http://ingridkellner.blogspot.de/" rel="nofollow">ingridkellner.blogspot.de/</a>
erschienen.
Es sind 48 Seiten geworden. Man kann bei libri.de nachschauen und ein bisschen drin blättern.
<a href="http://www.libri.de/shop/action/productDetails/19045235/ingrid_kellner_venus_und_ihre_schwestern_3848207788.html?searchId=0" rel="nofollow">www.libri.de/shop/action/productDetails/19045235/ingrid_k...</a>
Dort steht auch die ISBN- Nummer, man kann online bestellen, eine Rezension verfassen oder besser noch bei Buchhändlern eurer Wahl bestellen und sich mit mir freuen, dass Venus und ihre Schwestern endlich fertig geworden sind.
Hier ist das Inhaltsverzeichnis:


Montag, 16. April 2012


­­Am Anfang der Welt


Am Anfang der Welt schwebt über den grauen Wassern ein Vogel, ein Geschöpf vor der Schöpfung, mit Flügeln weit gespannt. Dann tauchen sie auf, die Rücken aus der Flut, die Wale aus dem Meer, die Sänger der Tiefsee. Begrüßen sich, schwimmen, verlanden und begrünen sich. Staffeln, schieben, türmen sich zu Gebirgen hoch, hoch hinauf zum Himalaja, an dessen Hängen Hörner blasen. Urgesänge.
Jetzt geht’s los: Eilig trippeln Schafherden die Schotterwege neben den Sturzbächen entlang. Sie werden von kleinen schwarzen Hunden getrieben, vorbei an graugrün-pelzigen Huflattichblättern und darunter den Schnecken, die die kalte Feuchte lieben. Eine Hirtin wandert hinterher, mehrere, sie spinnen im Gehen, die Spindeln wirbeln, sie zwirnen den Faden, der wird über Kreuz aufgewickelt und erneut ausgeworfen zum Wirbeln. Sie spinnen Geschichten, Lieder, Urweltmuster. Drei tibetanische Frauen mit brauner Haut, schwarzen Augen und Zöpfen, bunt gewebter Kleidung und tanzenden Spindeln. Wie es riecht: nach Schaf und Milch, nach Käse und Brennnesseln. Wie die Steine klicken, die Kiesel rollen, wenn die Hufe der Schafe dran stoßen. Daneben auf dem steilen Hang eine Herde kleiner schwarzfelliger Rinder. Pflatsch, der Dung fällt. Plitsch, pflatsch. Wie der Wind, der kalte Wind weht, und der Gießbach rauscht. (Es wird nicht gejodelt.)
Weiter geht’s. Ah, jetzt, da ist ein Gatter, offen für die Herde. Die Schafe strömen Rücken an Rücken ins steinerne Mauergeviert. Nun wird gemolken. Die Milch spritzt ins Gefäß. Es klingt hell, dann dunkler und schaumiger, bis die Schale voll ist. Schwupps, mit einem Schwall wird die Milch in einen Kessel gegossen, der über einem Feuer hängt. Im Zelt, in der Jurte? Nein, im Freien auf einem Feldsteinherd. Ja, der passt gut. Käsen, das ist Milch ernten. Dazu gibt’s Brot gemahlen aus Grassamen, Gerstenkörnern, Schrot; Fladenbrot über rundem, heißen Blech gebacken.
Plötzlich wuseln Kinder herum, trappeln, laufen, stolpern daher mit Rotzglocken, roten Backen, dreckigen Gesichtern, verfilzten Haaren. Lustig, frech und froh.
Und weil das alles am Anfang der Welt war, sind die Männer im Hintergrund geblieben, freundlich und bescheiden. Sie drängen sich nicht vor, stoßen keine Kinder weg, schieben keine Frau beiseite, brüllen keine Befehle, hauen keiner Kuh mit dem Stock hart in die Flanke, werfen keiner Katze einen Stein nach und geben keinem Hund einen Fußtritt. Da oben im Himalaja weht der Wind frisch und frei, singen die Wolkenwale, schwimmen die Nebeldelfine, sprudelt die Quelle, blinkt das Gold, scheint das Silber als Mond vom Himmel. Es wächst das Gras, es blühen die Blumen, duftet der Klee im Sommer und spinnen die Frauen. Spinnen und singen und tanzen. Käsen und buttern und kochen. Schneutzen den Kindern die Nasen, melken Schafe, kämmen die Küh, die kleinen schwarzen Yacks, filzen die Decken und heizen den Herd. Das tun sie am liebsten, wenn sie alt sind. In jungen Jahren reiten sie auf wilden Pferden und lassen sich von Himalaja-Piraten fangen und lieben. Und lieben zurück, aber wie!

Da hab ich mal einen Film gesehen, vor Jahren schon, über Tibet, eine Jurte, Mann und Frau, Kinder und Großmutter und deren Tiere. Und diese Weite! Gesehen wurde das alles aus den Augen, aus der Perspektive, eines Russen, eines Lastwagenfahrers, der seinen Karren in den Bach fuhr, in dessen Nähe die Yurte stand. Ja, und dann ging die Geschichte los.
Mein Text ist nicht eins zu eins nachgemacht. Es gab ja noch andere Tibetfotos, -bücher und -filme. Die Bilder haben mich nie ganz ausgelassen ... ich muss da mal dazugehört haben, steinbockmäßig? :-)

Lasst mir einen Kommentar oder zwei zukommen, es tät mich freuen.

Freitag, 16. März 2012

Schwestern


Diese Tundra, diese Weite! Gelbes Gras biegt sich im Wind, schneeüberstäubt. Dunkle Flecken auf der Ebene: weidende Yacks und dort ein Zelt, eine Jurte: filzbedeckt, dicht und braun. Berghänge drum herum. Auch mal ein wilder Bach.
So eine Jurte ist rund und hat eine feste Schwelle, darauf steht der Türrahmen. Innen in der Mitte das Feuer. Da kann man geborgen sein. Draußen ist die Weite. Über die Schwelle wieder hinaus, wenn’s zu eng wird. Der Wind bläst. Aber drinnen ist es still und warm. Nur das Feuer knistert. Wir hocken im Kreis schauen in die Flammen, halten heiße Becher Tee in den Händen.
Die pralle Robbenfrau ist auch da. Sie hat frischen Speck mitgebracht. Brot, Speck und Salz.
Bei den Sims im amerikanischen Computerspiel grünt der Rasen gleichmäßig. Das Grundstück ist in Quadrate eingeteilt. Man zieht die Grundmauern ein, setzt Herd, Spüle und Kühlschrank, den Feuermelder und Diebstahl-Alarmanlage nicht vergessen! Tisch und Stühle im Esszimmer, Betten und Beleuchtung im Schlafzimmer. Dann ein Bad mit Klo und Dusche zwecks der Hygenie. Anfangs muss alles billig sein, sonst reicht’s nicht mehr für die Spaßartikel, ihne die die Sims unleidlich werden, z.B. ein Kofferradio und ein Dart-Pfeil-Spiel.
Brot und Speck und Salz. – Bei Mr. und Ms Julia Sims gibt‘s Steak mit Salat und Frenchfries, zum Frühstück Rühreier. Und immer das gleiche soziale Kontaktgequatsche: What would you say if I knew about, ha? –
In der Jurte singen wir. Laut und schrill. Ein Tamburin klopft, Schneckenarmbänder und Kupferscheiben rasseln.
Country, Rock und Schmalz kommen aus der Stereo-Anlage der Sims, 2.500 Dollar, Raumwertsteigerung drei Punkte. Julia Sims tanzt. Sie trägt ein brandrotes, schulterfreies Etuikleid auf ihrer Marilyn-Monroe-Figur, high heels und lange schwarze Haare.
Was wäre, wenn Ms Julia Sims durch die Tundra zur Jurte gestöckelt käme?
Lass sie draußen, die sexy Ziege! sag ich.
Na, na, na, meint die Robbenfrau. Ein bisschen Speck auf die Taille, und sie ist in Ordnung. Die schwarze Alte kichert. Über die könnt ich viel erzählen. In jeder Jurte oder Hütte hockt eine. Die schwarze Alte, die! Dürr und zäh. Ein Zahn fehlt mindestens. Bist wohl eifersüchtig, grinst sie.
Genau, sag ich. Haargenau! Diese Julia hat eh keinen Platz. Oder willst du, dass ich rausgeh?“ Wir sind drei, ich, die schwarze Alte und die Robbenfrau. Hinter einer jeden von uns sitzen noch mal drei, wie ein Kranz aus freundlichen Schemen.
Julia ist schön, rassig und jung. Julia sitzt schon da und frisst Speck. Ihre Lippen glänzen. Die dunklen Augen sind schräg gestellt. Ihr schwarzes Haar hängt plötzlich tief und dicht über die Augenbrauen. Ein Pelzkragen umrahmt ihren Hals.
Jetzt seh ich es: Julia Sims ist Indianerin, Tochter der Robbenfrau, Enkelin der schwarzen Alten und - meine Schwester. Schwestern muss eine ja auch nicht gleich und immer mögen. Aber irgendwann.

Dienstag, 28. Februar 2012

Venus als Fiktion


Zeig dich! sag ich. Bist du’s oder bist du’s nicht? Nein, nein, du bist es nicht, scher dich fort, ich seh dich nicht.
He,  he, protestiert die unsichtbare Venus. Weil ich noch keinen Leib hab, kein oben und kein unten, keine Mitte und vorn und hinten fehlen auch.
Aber gut reden kannst du, sag ich. Hut ab!
Ich bin nicht allein, sagt Venus und ich hör ein Grinsen in ihrer Stimme. Ich bin zwei, ich bin hermaphroditisch, wenn du weißt was ich meine. Und sie verdichtet sich: sexy hint und vorne, oben und unten und in der Mitte glüht sie. Neben ihr schwebt ein dicker Intellektueller mit einer hellblauen Aura.
Ach, ihr seid es, sag ich, meine Venus im Widder im dritten Haus und in Konjunktion mit Merkur.
Mit Hermes, verbessert sie mich. Mit Hermes, meinem Marken-Motorrad. Die hellblaue Intellektuellen-Aura verblasst und Merkur macht sich zur Maschin: Vierzylinder, Sexganggetriebe, 600 Kubikzentimeter, 98 PS etc. Venus setzt sich drauf und lässt das Gas kommen, löst die Kupplung und schießt davon. Das rote Haar flattert im Wind, der Lacklederanzug sitzt wie angegossen, nur kein Klischee vergessen, keine Lara-Croft-Fantasie auslassen.
Nein, nein, scher dich fort, ich mag dich nicht.
Hermes röhrt und Venus braust mit ihm davon.
Fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn. Alle überholen, in einer Kurve wegen einer Ölspur ins Schleudern kommen und die Leitplanke streifen, einmal, zweimal. Schwanken, schleudern, stürzen, sich überschlagen, totaler Blechschaden und das fiktive Genick brechen? Zu kurz, so geht’s nicht. Also, weiter: die Überquerung der Alpen. Die beiden schrauben sich den Brenner hinauf und rollen endlich runter ins gelobte Land, wo der Tiroler Speck duftet, die Nudeln winken und auf jeder Wäscheleine Peperoncini- und Knoblauchzöpfe zum Trocknen hängen. Ein Roadmovie von A nach B oder V wie Venedig? Hm, jetzt muss ein Knoten her, eine Verwicklung, eine unerwartete Handlung. Venus, wie hättest du es denn gern?
Venus meint, ein Liebster wär nicht schlecht, ein zauberhafter, charmanter Mann, der sie zu nehmen weiß.
Brmm, brmm, brmm, wie die Maschin röhrt. Hermes ist eifersüchtig. Brrm, pflopf.
Sicher ist sein Vergaser verstopft, sag ich. Venus, gib ihm ne Chance!
Du meinst, ich soll mit einem Motorrad? Venus dipfelt Hermes zärtlich den Vergaser, schwingt ein Bein über ihn, räkelt sich im Sattel zurecht und schmiegt sich an den Tank. Dann zischen sie ab. Bella Italia! Viva l’amore!

Ich hab mal meine Venus auf einem roten Pferd gemalt, davor Hermes, etwas dicklich und sehr hellblau. In der Geschichte jedoch geht's um ein Motorrad. 

Samstag, 18. Februar 2012

Mars schubst Pluto

Zwei meiner Schauspieler sind eingetroffen, Mars und Pluto, und wir proben schon mal.


Mit Pluto, dem Herrn der Unterwelt, einer mit großer Macht, ist nicht zu spaßen. Ich seh ihn oben auf dem Watzmann stehen und auf den Königsee runter schauen. Er beobachtet schon länger ein kleines Boot, das immer näher kommt. Drin ein Kerl, der ohne Ruder bis zum Ufer treibt und es auf den Kies zieht.
Pluto ruft: Was bist’n du für einer?
Es ist Mars. An und für sich ist Mars heftig, von schnellem Entschluss, er schubst jeden. Aber mein persönlicher Mars steht in den Fischen. Da ist er verträumt, hat viel Geduld und vertraut auf Strömungen. Er kriegt schon was er will, auch wenn’s dauert.
Mein Mars schaut also die steile Wand hinauf, in der Pluto als Bock stolz inmitten seiner Herde Steinziegen steht. Ich bleib nur kurz Chef, sagt er, und bindet sein Boot an einen schwarzen Wurzelstock fest. Das Boot ist nicht mehr ganz dicht, fußhoch gluckert das Wasser drin, und ein paar Fischerl tummeln sich zwischen den Querrippen.
Klackerdiklack, Pluto springt leichthufig den Fels herunter.
Pass auf!, sagt Mars. Stoß mich nicht, sonst –
Was sonst?, fragt Mars drohend und zeigt sich jetzt in Mannsgestalt, aber immer noch mit seinen starken, gebogenen Hörnern.
Sonst fall ich ins Wasser, grinst Mars.
Pluto meint, er habe ihn nicht eingeladen und was er hier überhaupt wolle. Die Strömung habe ihn vorbeigetrieben, erklärt Mars und er hätte auch was mitgebracht. Er gibt Pluto ein schweres Medaillon in die Hand.
Wo hast’n das her?, fragt Pluto. Das Medaillon ist aus Bronze, ein Metall aus Plutos Reich, in dem Kupfer und Zinn tief im Gestein versteckt sind. Pluto betrachtet das Medaillon, auf dem das Profil eines schönen jungen Mädchens abgebildet ist. Das will er haben, jetzt gleich, die wird sein Wunsch und Sehnen. Da hast mir aber sauber was eingebrockt, knurrt er. Der muss ich jetzt hinterher.
Mars lacht. Da wirst dich plagen müssen.
Ach was, tönt Pluto, ich lass ein paar Blumen wachsen, Narzissen vielleicht. Junge Mädchen pflücken gerne Blumen und riechen daran, und schon hab ich sie. Und dann geht’s dahin.
Mars pfeift durch die Zähne. Geht’s denn nicht mal anders? fragt er. Kannst du dir nicht vorstellen, dass sie dich mag so wie du bist? Stattlich, ein gut gewachsener Mann, breitschultrig mit mächtigen Gehörn, mit Kraft in den Schenkeln und wohlgestalt.
Pluto freut sich, dass er dem Fische-Mars imponiert. Dagegen bist du ein windiges Bürscherl.
Wenn’st meinst, sagt Mars. Wer recht hat, zahlt a Mass.
Und dann gehen sie in die Wirtschaft um die Felswand herum. Nach ein paar Halben fragt Pluto, wie sie den heiße und deutet auf das Medaillon.
Halt dich fest, sagt Mars, es ist Persephone.
Auweh zwick. Pluto reibt sich die Hörner. Da kriegt ich’s aber mit ihrer Mutter, der Demeter zu tun. Demeter ist kein Reformhaus, sondern die große Kornmutter, die das Getreide wachsen lässt. Die hat ihr Dirndl gehörig am Bandl, sagt Pluto verdrossen, sie wird es freiwillig nicht gehen lassen.
Ja, so schaut’s aus, sagt Mars. Aber du kannst es trotzdem mal anders machen als wie mit Gewalt.
Meinst?“, fragt Pluto. Wie denn?
Halt halt um ihre Hand an, sagt Mars. Mach den Mund auf! Frag Demeter, ob sie dir ihre Tochter zur Frau gibt.
Pluto traut sich nicht. Und wenn sie NEIN sagt, was mach ich dann?
Mars meint, dass eine anständige Mitgift da schon helfen könnt.
Pluto träumt: Persephone tät sich gut machen als Herrin der Unteren Welt. Viel jünger und schöner ist sie wie die alt Hekate, die immer noch meint, sie hätt das Sagen bei mir.
Dann seid’s halt drei, sagt der friedfertige Mars. Kellnerin, schenk ei!
Mars freut sich. Er hat einen zum Schubsen gefunden, Pluto, und der hat es nicht mal gemerkt. Da kann er sich selbst schön raushalten und nach ein paar Bier in der Watzmann-Eckwirtschaft wieder in sein Schifferl steigen und weiter dümpeln, während Pluto noch ein paar Monate ungeduldig auf den Frühling warten muss, weil Narzissen vorher nicht wachsen.

Sonntag, 12. Februar 2012

So ein Theater!

Aus hellem Birkenholzfurnier mit Flügeltüren

Ich arbeite zur Zeit an einem Theater – an meinem eigenen Theater – einem Kamishibai, so heißt das japanische Erzähltheater. 

Früher, so in den 50er Jahren , ich hab’s auf youtube gesehen, radelten in Japan Süßwarenhändler über die Dörfer. Auf dem Gepäckträger hatten sie einen Kasten befestigt, in dessen Schubladen sich ihre Ware befand. Damit sie aber ihre Kundschaft, die Kinder, anlocken und halten konnten, klappten sie oben auf dem Kasten eine Bühnenrahmen auf, in dem eine Serie von Bildern steckte, zu der sie eine Geschichte erzählten.

Das hörte sich vielleicht so an: „Also, da waren einmal ein Bauer und seine Frau, die konnten und konnten kein Kind bekommen.“ – 1 Reiskuchen, jawohl, bitte sehr, das macht 2 Yen. – „Eines Tages geht die Bäuerin aufs Feld, auf dem gerade die Melonen reifen.“ Der Verkäufer zieht das vorderste Bild aus dem Rahmen des Kamishibai, und das nächste Bild wird sichtbar: Erstaunt blickt die kinderlose Bäuerin auf einen Kürbis, der behauptet, ihr Sohn zu sein: „Heb mich hoch, Mama!“ – Die Kinder lachen und kriegen Lust auf kandierte Kürbisbonbons. Der Umsatz steigt. – Wie die Geschichte weitergeht? Nun, die Bäuerin bringt den Kürbis nach Hause und behandelt ihn wie ihr eigenes Kind. Zur rechten Zeit bricht er auf und ein kleiner Held kommt raus, der in die Welt zieht und einen Drachendämon bekämpft und eine Prinzessin erlöst, wie’s halt so geht. Als der Kürbisjunge der Schwiegersohn des Kaisers geworden ist, holt er seine Eltern zu sich aufs Schloss, wo sie hoch geehrt und Reiskuchen essend leben. Und wenn sie nicht gestorben sind etc.
Na prima, die Reiskuchen sind ausverkauft und der Süßwarenhändlier radelt ins nächste Wirtshaus und kauft sich ein paar Flascherl Reiswein.

So ein Kamishibai-Theater wollte ich auch. Drei Tage lang hab ich eins aus Holzpappe gebastelt so a la 3 x abgeschnitten und noch zu kurz, dann hab ich es kurz entschlossen im Internet bestellt und eine Woche später aus dem Karton gepackt und gleich eins meiner Bilder reingeschoben.

Es ist aus hellem Birkenholzfunier, siehe oben. So geht’s aber nicht, denn meiner Meinung nach muss eine japanische Bühne lackschwarz sein. Ich bin also in der Klirrkälte zu einem Farbengeschäft gewandert und hab eine Dose Lack, dazu Schaumstoffroller und Farbwanne gekauft. Und die Farbe mutig aufgetragen auf dem mit Zeitungspapier ausgelegten Wohnzimmertisch.
Das ging natürlich nicht auf einmal, die Rückseiten müssen auch lackiert werden und oh, wie das stank, dermaßen stark! Kopf- und Halsweh waren die Folgen. Und abwechseln lüften bei der Eiseskälte und wieder heizen, damit es schneller trocknet. Zwei Tage lang war mein Wohnzimmer belegt und ich musste mich in der Küche oder im Schlafzimmer aufhalten. Jetzt steht die Bühne im Bad, um den Lack auszuhärten.


Ich werde euch berichten, wie es mit meinem Kamishibai weiter geht.

Hier ein paar links: papierwerke.info/kamishibai.html
und bei youtube: Children in old Japan 1959 kamishibai 紙芝居 昔の日本

Montag, 6. Februar 2012

Wie die Steinziegen/böcke wieder Fische werden


Die Zeit vergeht, ein halbes Jahr, die Sonne folgt uns im Gelände, sie steht steil drüber und heizt das Gestein auf. Die Felsen glühen, verdorrt sind Gras und Kraut, Quellen versiegt. Durst! Unten blinkt der Fluss, ein silbern mäanderndes Band. Er liegt zahm in seinen Grenzen, den Ufern. Wir sehen Schiffe, Boote, Flöße und Menschen am Ufer. Frauen holen Wasser oder waschen, Kinder plantschen und schwimmen. Ja, wir wollen auch schwimmen, uns aalen, wenden, schwänzeln, vom Wasser umflossen sein. Unsere Zicklein sind groß geworden, sie schnuppern mit den Nüstern, sie riechen das Wasser. Ja, wir steigen wieder runter. Die Hufe klacken, die Gelenke federn die Sprünge ab,  die Muskeln sind voller Kraft. Es ist eine Lust, mal bedächtig den Tritt suchend, mal blitzschnell von Stein zu Stein hüpfend. Fast schieben sie sich von selbst unter die Hufe.

Und da, da ist es: das Wasser: nass, kühl, lockend . Wir schnuppern, trinken und schmecken es. Wir gehen hinein, spüren es an den Hufen, Gelenken und Knien, tauchen bis zum Bauch ein,  stoßen uns ab und werden gekühlt, umspült, am Rücken, am Hals. Das Fell löst sich, es flutet davon. Wie eckig sind jetzt unsere Leiber, wie schwer unsere Hörner und Hufe. Wir wünschen uns glatt und wendig, ziehen die Beine ein, kriegen Flossen, steuern, fächeln, dehnen den langen, schlanken Leib. Stecken den schmal gewordenen Kopf unter Wasser und tauchen unter. Wir brauchen keine Ziegennasen mehr, keine Ohren und Hörner, wir atmen mit Kiemen, die Augen sehen silberhell nach allen Seiten. Schuppen wachsen, ein leichter Panzer aus Chitin. He, wie wir flitzen, wie wir blitzen im Schwarm. Wir werden eins. Ah, es ist so gut, ein Fisch zu sein!

Die Lesung ist gelungen, gestern, am 5.2.12 in der Keramik-Sammlung der Landhuter Residenz. Wir waren zu viert, vom Schriftstellerverband Ostbayern, zu dem ich seit etwa einem Jahr gehöre. Es ist schon nicht schlecht, wenn man eine Gruppe gefunden hat, wo eine hingehört. :-)

Gernot Häublein, ich, Marita A. Panzer, unsere vorsitzende und Rolf Stemmle, yeah!
Anschließend waren wir noch im Freischütz, einer guten bairischen Wirtschaft und haben gegessen und geredet und uns gefreut, weil es so eine gelungene Veranstaltung war.

Euch allen eine gute neue Woche!