Dienstag, 28. Februar 2012

Venus als Fiktion


Zeig dich! sag ich. Bist du’s oder bist du’s nicht? Nein, nein, du bist es nicht, scher dich fort, ich seh dich nicht.
He,  he, protestiert die unsichtbare Venus. Weil ich noch keinen Leib hab, kein oben und kein unten, keine Mitte und vorn und hinten fehlen auch.
Aber gut reden kannst du, sag ich. Hut ab!
Ich bin nicht allein, sagt Venus und ich hör ein Grinsen in ihrer Stimme. Ich bin zwei, ich bin hermaphroditisch, wenn du weißt was ich meine. Und sie verdichtet sich: sexy hint und vorne, oben und unten und in der Mitte glüht sie. Neben ihr schwebt ein dicker Intellektueller mit einer hellblauen Aura.
Ach, ihr seid es, sag ich, meine Venus im Widder im dritten Haus und in Konjunktion mit Merkur.
Mit Hermes, verbessert sie mich. Mit Hermes, meinem Marken-Motorrad. Die hellblaue Intellektuellen-Aura verblasst und Merkur macht sich zur Maschin: Vierzylinder, Sexganggetriebe, 600 Kubikzentimeter, 98 PS etc. Venus setzt sich drauf und lässt das Gas kommen, löst die Kupplung und schießt davon. Das rote Haar flattert im Wind, der Lacklederanzug sitzt wie angegossen, nur kein Klischee vergessen, keine Lara-Croft-Fantasie auslassen.
Nein, nein, scher dich fort, ich mag dich nicht.
Hermes röhrt und Venus braust mit ihm davon.
Fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn. Alle überholen, in einer Kurve wegen einer Ölspur ins Schleudern kommen und die Leitplanke streifen, einmal, zweimal. Schwanken, schleudern, stürzen, sich überschlagen, totaler Blechschaden und das fiktive Genick brechen? Zu kurz, so geht’s nicht. Also, weiter: die Überquerung der Alpen. Die beiden schrauben sich den Brenner hinauf und rollen endlich runter ins gelobte Land, wo der Tiroler Speck duftet, die Nudeln winken und auf jeder Wäscheleine Peperoncini- und Knoblauchzöpfe zum Trocknen hängen. Ein Roadmovie von A nach B oder V wie Venedig? Hm, jetzt muss ein Knoten her, eine Verwicklung, eine unerwartete Handlung. Venus, wie hättest du es denn gern?
Venus meint, ein Liebster wär nicht schlecht, ein zauberhafter, charmanter Mann, der sie zu nehmen weiß.
Brmm, brmm, brmm, wie die Maschin röhrt. Hermes ist eifersüchtig. Brrm, pflopf.
Sicher ist sein Vergaser verstopft, sag ich. Venus, gib ihm ne Chance!
Du meinst, ich soll mit einem Motorrad? Venus dipfelt Hermes zärtlich den Vergaser, schwingt ein Bein über ihn, räkelt sich im Sattel zurecht und schmiegt sich an den Tank. Dann zischen sie ab. Bella Italia! Viva l’amore!

Ich hab mal meine Venus auf einem roten Pferd gemalt, davor Hermes, etwas dicklich und sehr hellblau. In der Geschichte jedoch geht's um ein Motorrad. 

2 Kommentare:

  1. eine dufte story mit einem bezaubernden bild.gefällt mir gut.ich komm bei dir so oft vorbei aber hinterlasse nie was.deshalb hier mal einen lieben gruss für die woche.schön bei dir, viel bild viel humor.

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    1. Dank dir! Du hattest ja einen schönen Spaziergang,
      dir auch eine gute neue Woche!

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