Sonntag, 12. Februar 2012

So ein Theater!

Aus hellem Birkenholzfurnier mit Flügeltüren

Ich arbeite zur Zeit an einem Theater – an meinem eigenen Theater – einem Kamishibai, so heißt das japanische Erzähltheater. 

Früher, so in den 50er Jahren , ich hab’s auf youtube gesehen, radelten in Japan Süßwarenhändler über die Dörfer. Auf dem Gepäckträger hatten sie einen Kasten befestigt, in dessen Schubladen sich ihre Ware befand. Damit sie aber ihre Kundschaft, die Kinder, anlocken und halten konnten, klappten sie oben auf dem Kasten eine Bühnenrahmen auf, in dem eine Serie von Bildern steckte, zu der sie eine Geschichte erzählten.

Das hörte sich vielleicht so an: „Also, da waren einmal ein Bauer und seine Frau, die konnten und konnten kein Kind bekommen.“ – 1 Reiskuchen, jawohl, bitte sehr, das macht 2 Yen. – „Eines Tages geht die Bäuerin aufs Feld, auf dem gerade die Melonen reifen.“ Der Verkäufer zieht das vorderste Bild aus dem Rahmen des Kamishibai, und das nächste Bild wird sichtbar: Erstaunt blickt die kinderlose Bäuerin auf einen Kürbis, der behauptet, ihr Sohn zu sein: „Heb mich hoch, Mama!“ – Die Kinder lachen und kriegen Lust auf kandierte Kürbisbonbons. Der Umsatz steigt. – Wie die Geschichte weitergeht? Nun, die Bäuerin bringt den Kürbis nach Hause und behandelt ihn wie ihr eigenes Kind. Zur rechten Zeit bricht er auf und ein kleiner Held kommt raus, der in die Welt zieht und einen Drachendämon bekämpft und eine Prinzessin erlöst, wie’s halt so geht. Als der Kürbisjunge der Schwiegersohn des Kaisers geworden ist, holt er seine Eltern zu sich aufs Schloss, wo sie hoch geehrt und Reiskuchen essend leben. Und wenn sie nicht gestorben sind etc.
Na prima, die Reiskuchen sind ausverkauft und der Süßwarenhändlier radelt ins nächste Wirtshaus und kauft sich ein paar Flascherl Reiswein.

So ein Kamishibai-Theater wollte ich auch. Drei Tage lang hab ich eins aus Holzpappe gebastelt so a la 3 x abgeschnitten und noch zu kurz, dann hab ich es kurz entschlossen im Internet bestellt und eine Woche später aus dem Karton gepackt und gleich eins meiner Bilder reingeschoben.

Es ist aus hellem Birkenholzfunier, siehe oben. So geht’s aber nicht, denn meiner Meinung nach muss eine japanische Bühne lackschwarz sein. Ich bin also in der Klirrkälte zu einem Farbengeschäft gewandert und hab eine Dose Lack, dazu Schaumstoffroller und Farbwanne gekauft. Und die Farbe mutig aufgetragen auf dem mit Zeitungspapier ausgelegten Wohnzimmertisch.
Das ging natürlich nicht auf einmal, die Rückseiten müssen auch lackiert werden und oh, wie das stank, dermaßen stark! Kopf- und Halsweh waren die Folgen. Und abwechseln lüften bei der Eiseskälte und wieder heizen, damit es schneller trocknet. Zwei Tage lang war mein Wohnzimmer belegt und ich musste mich in der Küche oder im Schlafzimmer aufhalten. Jetzt steht die Bühne im Bad, um den Lack auszuhärten.


Ich werde euch berichten, wie es mit meinem Kamishibai weiter geht.

Hier ein paar links: papierwerke.info/kamishibai.html
und bei youtube: Children in old Japan 1959 kamishibai 紙芝居 昔の日本

3 Kommentare:

  1. Es bringt dein Bild sehr schön zur Geltung.
    Ich bin immer wieder erstaunt, was man auf Internet alles kaufen kann...das Theater sieht sehr hübsch aus, selbst unangemalt...
    Liebe, eisige Sonntagsgrüsse.
    bea

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  2. Liebe Bea, danke für deinen Kommentar.
    Auch an dich Sonntagsgrüße aus dem warmen Wohnzimmer,
    das endlich nicht mehr nach Lack stinkt.
    Ingrid

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  3. das ist ja eine tolle tolle idee, von der art der animation bishin zur fantasie und theater aus birke.den anstrich schwarz naja, das helle sieht so fein aus.wenn fertig ist würde ichs gerne mal schwarz und mit einem bild von dir sehen.die farben leuchten vielleicht schön dagegen...ich bin nicht so gut im farben DENKEN im zusammenhand mit anderen.ich muss sehen.sehr tolle idee.

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